Lea in Bristol

Als ich mir so überlegt habe, über was genau in England ich berichten möchte, sind mir ganz viele Dinge auf einmal eingefallen. Und wahrscheinlich werden mir viele Leute zustimmen, wenn ich sage, dass man all diese Dinge nicht in einem einzigen Bericht zusammenfassen kann. Also möchte ich hauptsächlich, dass jeder, der diesen Bericht liest, auch versteht und nachvollziehen kann, was für eine tolle Zeit ich in England hatte. Um es in einem Satz zusammen zu fassen: Nach England zu gehen, war wohl die beste Entscheidung die ich bis jetzt in meinem Leben getroffen habe und ich bin unendlich froh und glücklich, dort gewesen zu sein und so viele neue, nette Leute kennengelernt zu haben. Aber am Besten fange ich wohl ganz von vorne an. Meine Ankunft in Bristol im Sommer 2009 und die ersten vier Wochen in England: (Die Anreise und das nervöse Kribbeln im Bauch kann man kaum beschreiben, dass werdet ihr dann schon alle selbst sehen!) In meinem Vorbereitungsseminar wurde mir gesagt, dass das „Tief“, die Heimwehphase also, bei den Meisten so um Weihnachten herum kommt, was bedeutet, dass ich wohl ein Ausnahmefall war. Gleich am Anfang habe ich gemerkt, dass ich mit meiner Gastfamilie nicht klar komme und dass ich dort die nächsten 10 Monate nicht verbringen möchte. Mein local rep hat sich sofort darum gekümmert und bis wir eine neue Gastfamilie gefunden hatten, habe ich bei ihr und ihrem Mann wohnen dürfen. Leute, Heimweh ist nicht angenehm, aber danach geht es auf jedenfall Berg auf und es haut einen auch nichts mehr so schnell um. Die ersten 3 Wochen, die ich so in Unsicherheit verbracht habe, waren wohl die unangenehmsten der ganzen 10 Monate, aber danach wurde es umso besser! Ich kann ehrlich behaupten, dass ich froh bin, einen so schweren Start gehabt zu haben, dadurch habe ich Einiges dazu gelernt. Meine neue Gastfamilie war dafür genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Großfamilie, vier Kinder, mit mir fünf, immer volles Haus, viel los und immer gut drauf. Sobald ich mein zukünftiges „zu Hause“ das erste Mal betreten hatte, wusste ich, dass ich mich dort wohlfühlen werde und genau so war es. Ich habe jede Minute sehr genossen, viel gelacht und gerade die Kinder total ins Herz geschlossen. Nicht umsonst fliege ich bald wieder hin, um allen einen Besuch abzustatten. Zum Thema Schule. Da hätte ich mir auch nichts Besseres wünschen können. Offene, aufgeschlossene, freundliche Leute beschreiben es am Besten, finde ich. Gleich am Anfang wurde mir und den anderen drei Austauschschülern total viel Hilfe angeboten, die Lehrer haben uns freundlich und verständnisvoll aufgenommen und wirklich versucht, uns zu helfen. Die wahren, guten Freunde findet man zwar erst nach ein paar Wochen (ich habe sogar nach 7 Monaten noch Leute kennengelernt, mit denen ich mich dann total gut verstanden habe) kennen, aber bei mir jedenfalls hat es dann auch gehalten. Von Kinobesuchen bis zu Mädchenabenden, bei denen man sich danach fast übergibt, weil man zuviel Schokolade und Chips gegessen hat, war alles mit dabei. Auf Englisch eben. Allen Leuten die sich für Fotografie interessieren und die Möglichkeit haben, das an ihrer Schule zu wählen, denen kann ich nur dazu raten. Tut es J ! Es macht unheimlich viel Spaß und ich vermisse es in Deutschland jetzt sehr, nicht mehr Fotografieren und Sketchbookarbeiten als Hausaufgabe zu bekommen. Mittagessen in der Schule hat auch Spaß gemacht, besonders wenn ein Sandwich oder Pasta von Tesco mit von der Partie waren… guter Tipp: bei Tesco gibt’s die leckersten Sachen zu essen, für wenig Geld! Nicht zu vergleichen mit 2,60 € belegten Brötchen in Deutschland, hier sind die wirklich überteuert und schmecken nicht halb so gut. Finde ich jedenfalls. Abgesehen davon, kann ich jedem von euch empfehlen, sich mal ein National Trust House anzuschauen. Jedenfalls diejenigen für euch, die einen Hang für Jane Austen haben, sollten das ganz besonders englisch und toll finden. Bristol an sich hat mir wirklich gut gefallen, Cabot Circus und die Cribbs Causeway Shopping Mall sind es wirklich wert, mal mehr Geld auszugeben. Bristol bietet viel Grün zum Zeit verbringen, im Winter kann man zwar kein Ski oder Schlitten fahren (generell klappt das nicht so gut in England), aber dafür gibt’s einige Hallen zum Schlittschuhfahren. Was ihr auf jedenfall gesehen haben solltet, ist die Gegend um die Universität (University of Bristol, nicht zu verwechseln mit UWE), Park Street und Clifton (Stadtteil). Viele schöne kleine Cafés und Läden, irgendwo findet man immer ausgefallene Cupcakes oder eben mal ein besonderes Geschenk für Familie und Freunde zu Hause. Im Laufe der Zeit habe ich die Stadt wirklich lieben gelernt, das Bussystem ist zwar etwas unübersichtlich, aber mit Hilfe von Freunden hat man da auch ganz schnell den Dreh raus! Alles in allem war es ein wirklich, wirklich schönes Jahr und ich bereue es überhaupt nicht, mich damals vor zwei Jahren bei into beworben zu haben und bin sehr froh, um diese 10 Monate englische Lebenserfahrung :).