Hallo ich bin Thea und ich habe ein halbes Jahr in England verbracht. Für mich stand schon früh fest, dass ich gerne ein Auslandshalbjahr machen möchte. Ich erhoffte mir davon bessere Englischkenntnisse zu erlangen, mehr über eine andere Kultur zu erfahren und viele nette Leute kennenzulernen. Da ich jedoch noch keine Ahnung hatte in welches Land ich fahren wollte oder mit welcher Organisation ich reisen wollte, las ich mir viele Broschüren durch, recherchierte im Internet und redete mit Ehemaligen. Auf einer Austauschmesse stieß ich auf den into Stand und fühlte mich direkt gut beraten! Eine ehemalige Austauschschülerin erzählte mir von ihren Erlebnissen in England und meine Neugier, das Land näher kennenzulernen war geweckt.
Nun, wo ich mir über die Organisation und das Land im Klaren war, konnte ich mich endlich anmelden und mit den genaueren Planungen starten. Ich schickte mein Bewerbungsformular zum into Büro und bekam kurz darauf eine Einladung zum Interview. An dem Tag des Interviews war ich sehr aufgeregt, weil ich Angst hatte meine Englischkenntnisse würden für den Test nicht ausreichen. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Englischtest überhaupt kein Problem ist. Nachdem ich meine Bewerbungsunterlagen alle fertig ausgefüllt hatte, hieß es erst einmal abwarten. Lange dauerte es jedoch nicht, da ich überraschend meine Gastfamilie sehr früh zugeteilt bekam. Fast ein halbes Jahr vor meiner Abreise erhielt ich eine E-Mail mit den Formularen meiner Platzierung. Ich las die Unterlagen und konnte es nicht glauben. Ich würde ein halbes Jahr in Whitstable, einem traditionellen Fischerdorf im Süden Englands leben und in Canterbury zur Schule gehen. Meine Gasteltern sahen sehr sympathisch aus und ich hatte sogar einen Hund als Haustier. Alles schien mir perfekt und ich wäre am liebsten gleich losgefahren!
Bevor es jedoch losgehen konnte stand noch das Vorbereitungsseminar an. Dort haben wir weiteres über den Ablauf erfahren, viele Spiele gespielt, Rollenspiele und Sketche vorbereitet und es wurden noch einmal alle restlichen Fragen geklärt. Ein Highlight des Seminars war für mich der Bilder- und Erzählabend. Hier haben uns die ehemaligen Austauschschüler ihre Fotobücher gezeigt und es wurden viele lustige Geschichten erzählt. Besonders gut gefallen hat mir auf dem Seminar auch, dass man sich mit vielen anderen, die sich in der gleichen Situation befanden, austauschen konnte. Mit einigen bin ich immer noch befreundet und fand es auch sehr interessant, von ihren Erlebnissen während des Austausches zu hören.
Nach dem Seminar war die Freude mindestens nochmal doppelt so groß, die Aufregung wuchs jedoch auch. Mir wurde klar, dass es jetzt „echt“ ist und nicht mehr nur ein Traum. Langsam ging es an das Koffer packen, Gastgeschenke kaufen und an das Verabschieden von Freunden und Verwandten. Die Zeit direkt vor dem Abflug verging rasch und dann hieß es rein ins Auto und ab zum Flughafen. Ich war hellwach, obwohl es 5 Uhr morgens war. Der Zeitpunkt an dem ich durch die Sicherheitsschranke musste und mich von meiner Familie verabschieden musste kam viel zu schnell.
In London angekommen wurden wir von den Camp Leitern abgeholt und es ging mit einem großen Reisebus voller into Schüler zu unserer Unterkunft. Während unserer Zeit im Camp haben wir uns einige Sehenswürdigkeiten angeguckt und hatten ausreichend Freizeit – zum Beispiel, um zu shoppen. Natürlich bot sich auch wieder, wie auch schon beim Vorbereitungsseminar, die Gelegenheit sich mit anderen Leuten auszutauschen. Am letzten Abend bekamen wir alle wichtigen Informationen für die Weiterreise und die letzten Tipps bevor es wieder an das Koffer packen ging und die letzten Adressen ausgetauscht wurden.
Angekommen in Whitstable, meiner „neuen Heimat“, wurde ich von meinen Gasteltern und meinem Local Rep herzlich empfangen. Zuhause bei meinen Gasteltern wurde mir erstmal das Haus gezeigt und ich hatte Zeit meine Sachen auszupacken. Mein Zimmer war sehr gemütlich und ich konnte von meinem Fenster bis zum Meer gucken und hatte, wie sich später herausgestellt hat, eine tolle Sicht auf den Sonnenuntergang. Gleich am ersten Wochenende ist meine Gastfamilie mit mir zur Highstreet gegangen, damit ich das nötigste einkaufen konnte. In Whitstable gibt es sehr viele kleine Boutiquen und Handwerksläden in denen man Souvenirs kaufen kann. Besonders fasziniert hat mich der Süßigkeitenladen in dem in großen Regalen riesige Bonbongläser standen und die Bonbons mit einer alten Waage abgewogen werden wie ich es nur aus alten Büchern und Geschichten kannte. Wie höflich die Engländer sind konnte ich feststellen, als ich mit dem Bus zur Schule gefahren bin. Alle Schüler reihen sich auf und warten geduldig bis sie einsteigen können und beim Aussteigen bedanken sich alle herzlich beim Busfahrer, dass sie mitfahren durften.
An meiner Schule wurden ich in die 6th Form eingestuft, welches der deutschen Oberstufe entspricht. Hier konnte ich, bis auf die Pflichtfächer Englisch und Mathe, meine Fächer frei wählen. Nach vielem ausprobieren und umwählen entschied ich mich für Tanzen, Fotografie und Theater.Besonders gut gefallen haben mir die Exkursionen ins Marlowe Theatre wo wir uns ein bekanntes Stück angeguckt haben, welches als Inspiration für eine Kursarbeit diente und ein Ausflug mit der Fotografie Klasse ins Victoria und Albert Museum in London. Dort haben wir eine interessante Führung durch eine Ausstellung bekommen und uns wurde eine besondere Fotografiertechnik erklärt. Ein weiteres Highlight war für mich auch die Tanzaufführung an Weihnachten, wo meine Tanzklasse eine Bollywood-, eine Jazz- und eine Contempory-Choreographie vorführen durfte.
In den Herbstferien wurde von into England eine Reise nach Wales angeboten. Das besondere an der Reise war, dass sie zum Game of Nations (Spiel) gehörte. Wir wurden für die Reise in Häuser eingeteilt und konnten während der Reise Punkte für unser Team erhalten. Der Wettstreit wurde jedoch nicht zu ernst genommen, sondern der Spaß stand im Vordergrund. Während der Reise haben wir einen Gorge Scrambling Trip gemacht wo wir durch Flussläufe gewatet sind, durch Minentunnel geklettert und gerutscht sind, hinter Wasserfällen hergelaufen und von Klippen in das eiskalte Flusswasser gesprungen sind. Weitere Highlights waren für mich die Spieleabende und das Quad fahren. Alle waren super begeistert nach der Reise und traurig als sie vorbei war.
Eine besonders schöne Erinnerung habe ich an ein englisches Weihnachten. Es war sehr ungewohnt am Heiligabend nicht bei meiner Familie zu sein gerade, weil Heiligabend für die meisten Engländer ein ganz normaler Abend. Damit wir ein wenig in Weihnachtsstimmung kommen sind eine Freundin und ich in die Kirche gegangen und haben uns das Krippenspiel angeguckt. Am 25. Dezember kamen die Eltern meiner Gasteltern zu Besuch. Es wurden Geschenke ausgepackt und Weihnachtslieder gehört. In meiner Gastfamilie werden an Weihnachten immer viele Gesellschaftsspiele gespielt. Wir haben ein Schiffe versenken Turnier gemacht. Zum Dinner gab es das typische Weihnachtsessen mit Truthahn und Christmas Cracker und die ganze Familie trug die Papierkronen aus den Crackern während des gesamten Essens.
Der Tag des Abflugs kam viel zu schnell und ich musste mich von allen verabschieden, die ich ins Herz geschlossen hatte. Doch ich ging mit vielen einmaligen Erinnerungen, wesentlich besseren Englisch- und Kulturkenntnissen und vor allem vielen neuen Freundschaften nach Hause. Dass es nur zwei Monate dauern würde bis ich wieder zurück zu meinem zweiten Zuhause fahren würde wusste ich beim Abschied noch nicht, sonst wäre es mir bestimmt leichter gefallen "Tschüss" zu sagen.