Als ich mich dazu entschlossen hatte, ein Jahr im Ausland zu verbringen, war ich mir erst gar nicht bewusst in welches Land ich eigentlich gehen möchte. Mich reizte kein besonderes Land sondern einfach nur die Vorstellung ein Jahr mit komplett neuen Leuten zu verbringen und eine andere Sprache fließend zu sprechen. Also fing ich an, mir Erfahrungsberichte anderer Austauschschüler durchzulesen und mir fiel auf, dass die meisten in Amerika oder einem anderen englischsprachigen Land waren. Von da an stand fest: Für mich sollte es etwas anderes sein - ich wollte eine Sprache lernen, die in der Schule nicht so intensiv behandelt wird wie Englisch. Letztendlich fiel meine Entscheidung dann auf Frankreich, weil mir die französische Sprache schon immer gut gefallen hatte. Ich entschied mich für into als Austauschorganisation, weil mir das Bewerbungsgespräch dort am besten gefallen hatte.
Nachdem ich mich durch die Bewerbungsunterlagen durchgeschlagen hatte, begann dann das Warten auf die Gastfamilie. Ich hab wirklich jeden Tag in den Briefkasten geguckt und konnte es immer kaum erwarten, von der Schule nach Hause zu kommen, um endlich meine Mails abzuchecken. Und wie es so oft ist, habe ich dann die so sehnsüchtig erwartete Mail bekommen, als ich es am wenigsten erwartet habe. Ich habe gleich an dem Abend noch bei meiner Gastfamilie angerufen und die haben sich auch total über meinen Anruf gefreut und waren echt supernett! Mit dem Französisch hatte ich aber noch meine Probleme und so war es sehr praktisch, dass die Familie fließend Englisch sprach. Von dem Tag an haben wir oft telefoniert und fast täglich Mails geschrieben. Und dann kam auch schon der Tag an dem es „Au Revoir Allemagne“ hieß. Der Abschied von meiner Familie und meinen Freunden fiel mir schwer, aber ich habe mich so gefreut, dass es endlich los ging, dass die Vorfreude, sobald ich im Flugzeug saß, stärker war - und ich wusste ja, dass ich alle in 10 Monaten wieder sehen würde.
Ich wurde von meiner Gastfamilie sehr herzlich aufgenommen und auch in der Schule waren alle total offen zu mir und ich hatte gar keine Probleme Kontakt zu knüpfen. Am Anfang fiel mir Französisch total schwer, nach den ersten drei Wochen kam ich aber schon super klar, nur im Unterricht hatte ich noch Probleme, besonders aufgrund der Fachbegriffe. Nach zwei Monaten habe ich dann angefangen auf Französisch zu denken und auch zu träumen. Leider fiel mir zu dieser Zeit auch auf, dass die Chemie zwischen mir und meiner Gastfamilie einfach nicht mehr stimmte. Wir beschlossen dann gemeinsam, dass es das Beste für uns alle wäre, wenn ich die Familie wechseln würde. Nachdem wir die Partnerorganisation informiert hatten, versuchten wir als erstes eine Gastfamilie in derselben Stadt zu finden, dies war aber leider nicht möglich. Zu dieser Zeit hatte ich sehr viel Kontakt zu into und auch meine Eltern waren begeistert davon, wie wir unterstützt wurden. Der Abschied von meinen Freunden und auch von einigen Lehrern fiel mir total schwer und im Vergleich zu meiner ersten Familie, kannte ich diese neue Familie nur von ein paar Blättern Papier und einem einzigen kurzen Telefonat. Aber es hätte besser nicht laufen können, ich hab mich von Anfang an zu Hause gefühlt und ich hätte mir wirklich keine bessere Gastfamilie wünschen können. In der Schule war alles noch mal sehr anders, aber auch da hatte ich am ersten Tag gleich Leute, mit denen ich mich super verstand.
Ich war immer wieder beeindruckt davon, wie unterschiedlich Frankreich im Vergleich zu Deutschland ist, obwohl die Länder so nahe beieinander liegen. Ich habe mein erstes französisches Weihnachten gefeiert und es war das schönste Weihnachten, was ich bisher hatte. Ich hab mich so sehr an das französische Leben gewöhnt, dass mir das jetzt, wo ich zurück in Deutschland bin, manchmal einfach nur fehlt. Mittlerweile sagen mir Leute oft, dass ich mich wie eine Französin benehme, was ich immer sehr lustig finde. Ich habe auch jetzt noch total viel Kontakt zu meiner Gastfamilie und kann es kaum erwarten, dass wir uns wiedersehen.
Es war die beste Entscheidung meines Lebens, ein Jahr in Frankreich zu verbringen und ich habe es wirklich nie bereut. Ich bin durch die Erfahrungen die ich gemacht habe, einfach viel erwachsener geworden, spreche nun fließend Französisch und habe tolle Leute kennengelernt. Also Leute, Don´t dream it - do it!