Galway ankam. Völlig gestresst, da ich in Dublin fast meinen Anschlussflug verpasst hätte. Zum einen musste ich noch Übergepäck bezahlen, zum anderen erkannte die Frau am Schalter das „ß“ auf meinem Perso als „B“ und wiederholte mehrmals „Ich habe kein Ticket für Sie. Nur für Miss Kessler, Sie aber sind Miss Kebler.“ Als ich sie schließlich überzeugen konnte, dass dies auf das Gleiche herauskäme, hörte ich schon die Durchsage: „Letzter Aufruf für die Passagiere von Fug N° 93 nach Galway.“ Ich sprintete los, ohne zu wissen wo ich hin musste, da die Schilder am Flughafen das reinste Wirrwarr waren. Atemlos erreichte ich den Flugplatz und stieg die Treppe zum Flugzeug hoch – zu allem Überfluss riss dabei auch der Träger meiner Tasche. Aber immerhin: ich saß im Flugzeug! Am Miniflughafen von Galway erwartete mich meine Gastmutter und wir fielen uns direkt in die Arme. Ich war zu Hause! In den nächsten Tagen erkundete ich die traumhafte Gegend: ein riesiger See direkt gegenüber von einer hügeligen Sumpflandschaft: genau dazwischen unser Haus! Und auch Galway, die nächste große Stadt ist eine der schönsten, die ich bisher gesehen habe: Straßenmusiker an jeder Ecke, die auf ihren Auftritt im Pub aufmerksam machen aber auch Straßenkünstler, etc. In Galway kauften wir dann auch die Schuluniform, zu welcher übrigens keine schwarzen Schuhe gehören, wie mir vorher in Deutschland berichtet wurde. Als ich die ganzen schwarzen Schuhe, die ich extra eingesteckt hatte auspackte, lachten sich meine Gastschwestern kaputt. Keine davon hatte ich je in der Schule an. Die einzige kleine Umstellung war das Busnetz. Ich war es gewöhnt höchstens mit einer Lücke von 30 Min alles mit dem Bus erreichen zu können, auch noch bis spät in die Nacht. In Oughterard fährt der Bus etwa viermal am Tag und der letzte kommt um 18.00 Uhr an. Doch ich gewöhnte mich schnell daran, meine Gastmutter fuhr mich überall hin und die Abende verbrachte ich gemütlich mit meinen Gastschwestern und -eltern zu Hause mit Gesellschaftsspielen oder Filmen. Bei diesem tollen Umfeld war es gar nicht schlimm, dass nicht immer alles glatt lief. Zum Beispiel, als grade die Woche über Weihnachten die Wasserleitungen zugefroren waren und wir keinen Tropfen Wasser zur Verfügung hatten. Aber man wusste sich zu Helfen. Wir machten einen Großeinkauf beim Supermarkt im Dorf, der einzig und allein aus Wasserflaschen bestand. Dann kippte mir meine Gastschwester eine davon über den Kopf, ich schäumte meine Haare ein und sie kippte die nächste Flasche drüber und wusch den Schaum heraus. Eine weitere Flasche wurde in den Toilettenkasten gekippt, sodass die Spülung wenigstens funktionierte. Und ich habe mich noch nie zuvor so über eine heiße Dusche gefreut, wie als nach acht Tagen endlich wieder Wasser durch die Rohre floss! Und so wurden die verschiedensten Situationen gemeistert, immer mit der Unterstützung meiner Gastfamilie, die ich im Sommer mit meiner ganzen Familie noch mal besucht habe!