„Du gehst nach Neuseeland? Wo ist das denn?“ So, oder ähnlich, fiel die Reaktion meiner Freunde aus, als ich ihnen von meinen Plänen berichtet habe. „Das ist aber weit weg!“ hieß es dann. Und das ist es wirklich. Die Reisezeit kann schon mal 30 Stunden dauern und auch die Zeitverschiebung von 10-12 Stunden ist riesig. Aber der Jetlag lohnt sich. Als ich todmüde an einem kleinen Flughafen in Hokitika ankam, warteten dort schon die Schulkoordinatorin, meine Gastmutter und meiner Gastschwester auf mich.
Nach einem ersten Willkommen sind wir dann Kaffe trinken gegangen und später nach Hause gefahren. Was mich anfangs am meisten fasziniert hat, war dass überall Palmen standen! Obwohl es eiskalt war… so kam es mir zumindest vor. Ansonsten war Greymouth nicht sehr groß, aber es war genau der Ort, den ich mir ausgesucht hatte. Rückblickend kann ich sagen, dass ich auch nirgendwo anders hingewollt hätte! Die Schule hat sich toll um uns gekümmert und Ausflüge mit uns zu den Pancake Rocks in Punakaiki und dem Franz-Josef Glacier gemacht.
Die Schuluniformen, die für uns Mädchen wahlweise aus bodenlangen Röcken oder knielangen Hosen bestanden, waren anfangs schon gewöhnungsbedürftig, aber es stimmt was man sagt: Es hat Vorteile morgens nicht überlegen zu müssen, was man anzieht! Und das obwohl ich genügend Zeit gehabt hätte mir das zu überlegen, denn Schule fing erst um viertel vor neun an!
Die Kiwis selbst sind sehr offen und freundlich. Es fiel uns Austauschschülern nicht schwer Anschluss zu finden und ich habe dort einige wirklich gute Freunde gefunden! Selbst jetzt, ein Jahr nach meiner Rückkehr, halten wir noch Kontakt!
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht was mir am Besten gefallen hat! Vielleicht das Air-Pistol-Shooting zu dem ich einmal in der Woche gegangen bin? (Absolut empfehlenswert, vor allem auch deshalb, weil man sehr leicht Fortschritte macht! Ich durfte sogar an einem Wettbewerb teilnehmen und hab mich gar nicht mal sooo schlecht geschlagen :-) ) Oder die Canoe Polo Spiele während „lunchtime“ in der Schule? (Obwohl ich mich mehr in der Rolle des Zuschauers sehe - selbst in so einem kleinen Bötchen zu sitzen war einfach nichts für mich!) Der mehrtägige Shoppingtrip nach Christchurch mit meiner Gastmutter? Abends mit ein paar Freunden essen zu gehen? Der Singstar Abend, bei dem wir selbst Pizza gemacht haben? Das Kino, das Filme zeigt, die bei uns oft schon auf DVD erschienen sind? Die „Bush-Walks“ durch den Regenwald? Die Rundreise über die Südinsel? Die größte Attraktion in Greymouth: das Schwimmbad? Ich weiß es nicht, denn die Zeit, die ich in Neuseeland verbracht habe, war einfach toll! Schon nach zwei Wochen wusste ich, dass ich gar nicht mehr zurück nach Deutschland möchte, aber meine Eltern ließen eben nicht mit sich verhandeln. Auswandern wollten sie auch nicht ;-) Was bleibt sind die Erinnerungen, mehrere hundert Fotos und das Wissen, dass ich ein zweites Zuhause gefunden habe!
PS: Es wurde mit den Wochen dann auch noch wärmer. Obwohl Greymouth auf der Südinsel und am Meer liegt, gab es Tage an denen man mit kurzer Hose rumlaufen konnte (was abgehärtete Kiwis übrigens auch im Winter tun), oder Tage an denen man sich im Bikini sonnen konnte. Dazu wäre vielleicht noch zu sagen, dass Mode dort ein wenig anders verstanden wird. So ist es durchaus akzeptiert in Jogginghose und Kapuzenpullover zu einem Treffen mit Freunden zu gehen, Socken und Flip-Flops anzuziehen oder kurze Hosen und Thermals (eine Art lange Skiunterwäsche).