Mein Aufenthalt in Spanien war etwas ganz besonderes für mich. Neue Leute kennen lernen, in einer anderen Kultur leben und einen Schritt in Richtung Selbstständigkeit tätigen - das sind die typischen Erwartungen eines Austauschschülers und das waren natürlich auch meine. Ich kann also auch gleich vorweg nehmen - sie wurden vollends erfüllt!
Am 3. September ging es los zum Orientation Camp und ich war echt froh, direkt am Flughafen vom Vorbereitungswochenende bekannte Gesichter zu sehen, schließlich war es mein erster Flug alleine und so konnte man schon ein wenig plaudern ;) Dort angekommen erwartete uns auch schon der Rest der Gruppe mit einem riesen into-Schild, sodass niemand alleine über den Flughafen irren musste. Darauf folgten dann richtig tolle Tage, in denen wir viel von der Stadt gesehen haben.
Am 8. September ging es dann weiter zu den Gastfamilien und die Aufregung stieg ins Unermessliche…hatte man die letzten Tage noch mehr als Urlaub wahrgenommen, ging es nun so richtig los. Das war das erste Mal, dass ich mir dachte: „Verdammt, jetzt wirst du dort fast 5 Monate leben und kannst nicht einmal die Sprache!“. Aber allen anderen ging es ähnlich, und in Alicante angekommen stellte sich heraus, dass die Sorgen unbegründet waren. Ich lebte zunächst bei einer alleinerziehenden Mutter, Laura, mit einem vierjährigen Sohn. Laura war hochschwanger, und nachdem ich eine Woche dort wohnte, war sie aus persönlichen Gründen nicht mehr in der Lage mich als Austauschschülerin zu versorgen. Das machte mir aber wirklich nichts aus und nach zwei weiteren Tagen und ein paar klärenden Gesprächen mit dem Local Rep kam ich zu meiner zweiten Gastfamilie.
Ich muss sagen, es hätte mich nicht besser treffen können. Meine Gastmutter Mari und ihr Mann Toni sind Hundezüchter und wohnen außerhalb von Alicante, sehr abgelegen. Das war aber richtig schön, immer wenn ich in die Stadt oder mich mit Freunden treffen wollte, brachten sie mich zur Bushaltestelle und holten mich ab, so hatte ich Natur pur, war aber auch innerhalb von 20 Minuten in der Stadt. Auch die Kommunikation gestaltete sich nach ein paar Wochen schon recht einfach, wozu auch der Sprachkurs zu Beginn des Austauschs viel beitrug, den ich auch privat fortsetzte. Außerdem stellte sich meine Mutter als ausgesprochen gute Köchin heraus und es gab wirklich keinen Tag ohne leckeres Essen!
In der Schule nahmen die Lehrer viel Rücksicht auf mich, sie wussten schließlich, dass ich erst einmal damit beschäftigt war, die Sprache zu lernen und noch nicht dazu in der Lage, ganze Facharbeiten zu schreiben. Wie hoch die Erwartungen an mich waren, unterschied sich von Fach zu Fach, überfordert gefühlt hab ich mich aber nie. Im Gegenteil, es hat einen echt angespornt, sich hinzuknien und die Hausaufgaben zu machen, wenn man sich dann am Unterricht beteiligen konnte.
Ein besonderes Highlight war dann natürlich Weihnachten. Wir hatten viel Besuch von Bekannten, und es war weniger ein besinnliches Fest, als eine großartige Party! Es war zwar ganz anders als zu Hause, aber dadurch eine umso wertvollere Erfahrung.
Dann ging es ja leider schon dem Ende zu…Mir war freigestellt, ob ich nach den Ferien noch einmal zur Schule kommen wollte, aber ich machte es, schließlich wollte ich mich ja auch von meinen Freunden und Lehrern verabschieden. Ich kam in die Klasse und konnte es kaum glauben. Anstatt des Matheunterrichts hatten sie eine Abschiedsparty für mich geplant, mit haufenweise Schokolade und Geschenken für mich: ein großer Kuscheltiger, ein Foto von meiner Klasse und mir und eine große Karte, wo alle Lehrer und Freunde unterschrieben hatten! Aber der Abschied ließ sich natürlich nicht weiter hinauszögern. Am 15. Januar stand dann die Abreise auf dem Plan und es wurden so einige Tränen vergossen. Schließlich hatten meine Familie und ich uns in dieser Zeit richtig ins Herz geschlossen! Glücklicherweise ist Spanien aber ja nicht weit von hier, also bin ich gleich in den Osterferien wieder für eine Woche zurückgeflogen, und auch jetzt in den Herbstferien war ich wieder dort. Ich kann nur sagen, es ist jedes Mal wieder ein „Nach-Hause-kommen“ und die Freude ist riesig. Ich würde ohne Weiteres wieder für längere Zeit ins Ausland!