Und plötzlich kam die entscheidende Email! Ich hatte das Gefühl ich sei die letzte die ihre Gastfamilie bekommt, schließlich hatte meine Freundin, die auch ein Auslandsjahr in den USA machen wollte mit into, schon vor eineinhalb Monaten ihre bekommen. Ständig wollte sie mit mir darüber reden, hat mir von ihrer Gastfamilie erzählt und wie viele Emails sie schon ausgetauscht haben. Klar freute ich mich für sie. Aber mal ehrlich, ein wenig neidisch war ich schon. Doch dann, als ich eines nachmittags von der Schule kam und wie immer mein Emailpostfach öffnete traute ich kaum meinen Augen: DIE Email, auf die ich seit meiner Bewerbung gewartet habe, war da. Dann war alles klar, für mich geht es in 50 Tagen nach Chandler, Arizona. Hmm... wo ist denn Arizona??? Eigentlich dachte ich an Oregon oder Washington State. Mein erster Gedanke nachdem ich Google gefragt habe: Oh Gott, Arizona besteht ja fast nur aus Wüste!
Ich hab fest damit gerechnet nicht vor Ende Juli zu fliegen, immerhin war da das erste Camp in New York. Tatsächlich war mein Datum aber der 18. Juli 2012. Panik übermannte mich: Du brauchst noch Visum, Kreditkarte, musst dich verabschieden etc. Und dann waren die paar Tage auch schon wieder vorbei, alles Notwendige im Gepäck, stand ich in Berlin am Flughafen. Die Aufregung übermannte alle Traurigkeit, die der Abschied mit sich brachte. Nachdem ich meinen ersten Flug überhaupt ganz allein überstanden habe stand ich auch schon, total müde aber trotzdem super aufgeregt, am Terminal in Phoenix. Tausende Fragen hatte ich im Kopf. Werden sie mich verstehen? Werde ich sie verstehen? Wie sieht wohl meine Gastmutter aus? Und dann kam auch schon eine sehr sympathisch aussehende Frau auf mich zu, meine Local Coordinatorin wie sich herausstellte. Ich war nämlich mit einer dänischen Gastschülerin untergebracht worden, die ich ein paar Minuten später mit meiner Gastmutter kennenlernte.
Die ersten paar Wochen verliefen leider alles andere als optimal und ich war enttäuscht und hatte Angst, es würde das ganze Jahr so weiter gehen. Meine alleinstehende Gastmutter stand vor schwerwiegenden Problemen, doch sie und mein Local Coordinator taten alles, um mir und meiner dänischen Gastschwester zu helfen. So kam es, dass ich nach drei Monaten die Gastfamilie gewechselt habe. Es war vollkommen anders und wieder einmal musste ich mich neu eingewöhnen. Sie nahmen mich sofort super auf, behandelten mich wie ein richtiges Familienmitglied ohne Bevorzugung. Durch all die gemeinsamen Unternehmungen, unseren „Familiensport“ Lacrosse und viele Familienabendessen schloss ich sie ins Herz. Glücklicherweise konnte ich an meiner Schule bleiben, denn ich konnte mir keine bessere vorstellen. Die Zeit raste nur so davon und ehe ich mich’s versah wurde mein Name bei der Graduation Ceremony aufgerufen und meine letzten zwei Tage brachen an.
Der Abschied von meiner neuen Familie war das bisher schwerste überhaupt, auch wenn es nicht nur immer gute Tage gab. Durch dick und dünn, bei Problemen und glücklichen Momenten stand ich meiner Gastfamilie zur Seite, und sie mir. Sie sind zu einer zweiten Familie für mich geworden und ich habe viele tolle Leute kennengelernt, die mich teilweise sehr inspirierten. Ich könnte mir keinen besseren Bundesstaat für mich vorstellen, trotz der heißen Temperaturen und der, für viele, einseitigen Landschaft. Durch die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe, hat sich alles von Grund auf verändert. Natürlich sind meine sprachlichen Fähigkeiten besser geworden, aber ich bin auch viel selbstständiger und selbstbewusster geworden, meine Sicht auf die Dinge hat sich auch geändert. Ich kann es kaum erwarten in ein paar Monaten meine zweite Familie, mein Lacrosse Team und meine Freunde besuchen zu können. Es war die beste Entscheidung in meinem Leben und ich bin froh, den Mut gehabt zu haben, es zu tun. Auch wenn es anfangs nicht ganz so rund lief war ich nie allein mit meinen Bedenken und Problemen, into und meine Partnerorganisation ISE waren jederzeit für mich da. Also habt den Mut und Don’t Dream it. Do it!