Christopher in Cincinnati

Als ich eines Tages im April vom Training zurück kam, fand ich im Briefkasten den ersehnten INTO-Brief mit Informationen über meine Gastfamilie - ein älteres Ehepaar in Cincinnati, Ohio. Dass ich keine Gastgeschwister hatte, stellte für mich zunächst einmal kein größeres Problem dar. Da die Informationen schon im April kamen, hatte ich genug Zeit um durch E-Mail-Kontakt und ein paar Telefonate meine Gastfamilie genauer kennen zu lernen. Dabei stellte ich schnell fest, dass ich mich vor allem mit meiner Gastmutter eigentlich ziemlich gut verstand und dass auch unsere Interessenfelder ziemlich ähnlich waren.Als es dann am 27.7. endlich nach New York ins Orientation Camp ging, war die Vorfreude wesentlich größer als die Trauer, die das Verlassen meiner Freunde und Familie mit sich brachte. Und wie erwartet wurde das NY-Camp ein absolutes Highlight. Von einer Tour in einer Stretchlimo, Besichtigungen von Times Square und Rockefeller Center bis hin zu einer Bootstour auf dem Hudson River war alles Interessante und Sehenswürdige dabei. Die fünf Tage gingen deswegen schnell vorbei. Aber so richtig los ging es dann ja doch erst, als das Camp vorbei war. Am 2.8. ging es dann in den Flieger zur Gastfamilie.Während die Nervosität auf dem Flug nach NY schon groß war, war sie während des kurzen Fluges von NY nach Cincinnati sogar noch einiges größer. Doch sie verflog sofort, als ich am Flughafen herzlich von meinen Gasteltern und einigen weiteren Familienmitgliedern empfangen wurde. Im Anschluss ging es dann zu meinem neuen Zuhause und auf dem Weg dahin fuhren wir an der Downtown-Gegend vorbei und ich war sofort beeindruckt von der Skyline sowie dem Baseball- und dem Footballstadion.Das Haus mit großem Garten gefiel mir auch ziemlich gut. Auch wenn mir anfangs der etwas altmodische Stil nicht gefiel, war es doch sehr gemütlich.Nur 2 Tage später ging es dann zum Training des Schulfußballteams. Insgesamt tat ich mir schwer mit der dort fabrizierten Spielweise (der Ball wurde oft nur nach vorne gehauen um den Stürmer zu schicken, viel Spielfluss kam selten zustande), aber die Saison hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht und ich konnte im Team schon bevor die Schule anfing viele Freunde finden, was den Schulstart erheblich erleichterte.In der Schule war ich Junior, also Elftklässler. Meine Klassen - Physics, English, English Literature, American History, Biology, Spanish I, French IV and Pre-Calc - empfand ich als ziemlich leicht. Ich muss aber dazusagen, dass ich nur durchschnittlich schwere Kurse hatte und nicht beurteilen kann wie das Leistungsniveau in den höheren Leveln ist. Das Schulsystem gefiel mir trotz der langen Schultage sehr gut. Dies lag vor allem dadran, dass man sich in den USA viel mehr mit seiner Schule identifiziert und auch einen Großteil seiner Freizeit in der Schule verbringt. Wemm ich nicht selbst für die Schule Fußball spielte, ging es jede Woche zum Football- oder Basketballspiel unserer Schule. Und wenn man nichts anstand, traf ich mich einfach mit Freunden nach der Schule um so auf den Schulfeldern noch was Fußball zu spielen oder einfach in unserem Fitnesscenter was zu trainieren. Außerdem veranstaltete die Schule Tänze wie das Homecoming oder den Prom, wo man sich ein Date sucht. sich schick macht. Und was am Wichtigsten war: Ich konnte viele tolle Freundschaften mit Schulkameraden schließen.Mit meinen Gasteltern, verstand ich mich, wie schon vorher erwähnt, super und vor allem teilten sie auch meine Sportinteressen. So bekam ich während meines Austauschjahres sportmäßig alles zu sehen, was es Interessantes in der Umgebung zu sehen gab- einige Baseballspiele der Cincinnati Reds, ein NFL-Spiel der Cincinnati Bengals, ein NASCAR-Rennen in Kentucky und ein NHL-Spiel in Columbus, um nur einige Dinge zu nennen. Außerdem hatte ich einige Fußballturniere in weiter entfernten Städten wie Memphis, Indianapolis oder Chicago. Wie ihr seht, waren meine Erfahrungen sehr sportlastig und grade in Hinsicht dieser Sportbegeisterung hat meine Gastfamilie echt super gepasst.Aber auch abgesehen vom Sport unternahm meine Familie viele Dinge mit mir. So verbrachten wir einen 10-tägigen Urlaub in Florida, besichtigten alles, was es in der Stadt zu besichtigen gab und waren auch so am Wochenende viel unterwegs.Bei all den geschlossenen Freundschaften war es natürlich nicht leicht sich von Gastfamilie und Freunden zu trennen als es dann im Juni so weit war, vor allem weil ich wusste, dass ich viele Freunde nie wieder sehen würde. Doch alles Trauern nütze nichts und Mitte Juni ging es dann in den Flieger Richtung Heimat. Dort war es zunächst mal toll seine ganzen deutschen Freunde und vor allem seine Familie wieder zu treffen, aber es überwiegte das Fernweh und es fiel mir anfangs überhaupt nicht leicht mich wieder einzuleben, weil ich noch nicht an die Sprache gewöhnt war und auch meine Freunde sich erstmal dran gewöhnen mussten mich wieder dabei zu haben.Inzwischen ist das Leben in Deutschland allerdings wieder zum Alltag geworden und auch das Fernweh verschwand mit der Zeit. Aber einige Aspekte vermisse ich auch jetzt noch, wie z.B. einige Freunde oder das lockere Schulsystem.Reflektierend kann ich auf jeden Fall sagen, dass es eine super Entscheidung war ein Austauschjahr in den USA zu verbringen und dass ich dort in einem Jahr mehr Erfahrungen gemacht habe, als ich in Deutschland in meinem ganzen zuvorigen Leben gemacht habe.