Ein Austauschjahr – Dieser Begriff nimmt in den Köpfen der Menschen verschiedenste Formen an:Einige sehen es als einen Sprachaufenthalt, andere als ein kulturelles Erlebnis; für nochmals andereist es ein entfernter, abenteuerlicher Traum oder ein wilder und ungestümer Ausbruch aus demAlltag, während gewisse Personen es vielleicht als Zeitverschwendung oder jugendlichen Übermutabtun. Aber nur wenige – nämlich jene die kühn und vielleicht auch verrückt genug sind diesengewaltigen Schritt ins Unbekannte gewagt zu haben – sind im Stande diesem Wort eine konkrete, persönliche Bedeutung zu geben; etwa ein Jahr voller aufregender Erfahrungen, neuen Leuten unddem spannenden Kitzeln der Fremde.
Wenn mich Freunde auffordern von meinem Jahr in denVereinigten Staaten zu erzählen, stossen sie meistens auf ausweichende Antworten oder allgemeine, oberflächlicheAussagen – nicht weil ich nichts zu erzählen hätte, aberweil diese Fülle von unvergesslichen Erlebnissen meiner Meinung nach schlichtweg nicht Small Talk‐tauglich ist. Amerika ist für mich die rohe, ungezähmte Schönheit der South Dakota Bad Lands und die vermeintliche Unendlichkeit einer Nebraska Country Road; daslockende Funkeln von Las Vegas und die weltoffene Gelassenheit der Strände Kaliforniens; die engen, geheimnisvollen, mit verruchter Geschichtsträchtigkeit geschwängerten Nebenstrassen Chicagos und da sadrenalingeladene, pulsierende Leben das durch die Strassen des Big Apple fliesst.
Dabei geht es meiner Ansicht nach nicht darum, wo genau die Reise hingeht, ganz imSinne der allzu oft zitierten Phrase „Der Weg ist das Ziel“. Denn egal in welche Region es einem auch verschlagen mag, die Essenz eines Austauschjahres ist mir zufolge die Tatsache, dass man ein ganzes Jahr lang in einem fremden Land mit einer höchst wahrscheinlich unbekannten Sprache, ohne die Nähe von Freunden und Familie und ohne die Sicherheit spendende Routine des Alltags, zurechtkommen muss und dies hoffentlich auch lernt. Dass man oft gar nicht weiss wo genau man dann schlussendlich hinreist, erhöht die unbeschreibliche Spannung dieses ohnehin schonnervenkitzelnden Unterfangens. Nach einem Jahr in der Fremde verspürt manch eine/r ein völlig neues Selbstbewusstsein, eine gewisse Reife und Weltoffenheit und eine stetige, bittersüsse Nostalgie.
Natürlich gibt es auch immer Schattenseiten und weniger erfreuliche Momente, und ich will aufkeinen Fall etwas beschönigen oder in einer verzerrten, idealisierten Version wiedergeben – auch ichhatte Momente der Einsamkeit, Momenten in denen ich mir fehl am Platz vorgekommen bin oder die plötzlich stechende Sehnsucht nach Zuhause: meinen guten Freunden, meiner liebenden Familieoder auch nur nach meinem Zimmer und dem Geruch der sanft über dem kleinen Garten vor derHaustür liegt. Schlussendlich kann ich aber getrost sagen dass die guten Momente überwiegten und ein einmaliges Gesamtpacket aus unbezahlbaren Erinnerungen und Erfahrungen entstanden ist.
Zum Schluss möchte ich angehenden Austauschschülern noch einige kurze Tipps mit auf den Weggeben. Erstens:
Liebe zukünftige Austauschschüler: Reist, entdeckt, lernt, und staunt so viel wie möglich – auf Euch wartet ein unvergessliches Jahr und eine prägende Lebenserfahrung! - Jan