Schon immer war es mein größter Wunsch für ein Jahr nach Amerika zu gehen. Ich wollte eine neue Kultur kennenlernen, sehen wie die Menschen dort leben und vor allem auf eine richtige High School gehen. Nach einer sehr langen, aufregenden Vorbereitungsphase und dem endlosen Warten auf eine Gastfamilie, hieß es für mich am 1. September 2011, dass ich nach Colorado komme. Gleich am nächsten Tag ging es zunächst los nach New York, wo ich auf die anderen Austauschschülern von into traf. Nach einem fünftägigen Sightseeing in New York City flog ich nach Denver, wo mich meine Gastfamilie abholte.
Sie lebten zwei Stunden von Denver entfernt, in einer kleinen Stadt namens Akron, mit rund 1700 Einwohnern. Meine drei Gastschwestern wohnten nicht mehr zu Hause, sondern hatten schon eigene Familien gegründet. Dafür hatte ich mein eigenes Zimmer und wohnte mit meinen Gasteltern und zwei Hunden in einem großen Haus mitten auf dem Land. Alle Leute waren super nett zu mir und haben mich sofort aufgenommen.
In meiner Schule, der Akron High School, waren wir nur 120 Schüler, was es einfach machte Freundschaften zu schließen. Unterricht war von 8:00 Uhr bis 15:30 Uhr, mit Fächern wie Choir, Nutrition, Life Management, US History, English Literature, Maths, Art und Drama. Der Sport spielt dort eine große Rolle, weshalb ich in der Wintersaison als Cheerleader das Footballteam unterstützt habe und im Frühling der Basketball Mannschaft beigetreten bin, die später sogar „State Champion“ wurde.
An meiner Schule war noch eine andere Austauschschülerin aus Deutschland, die nach Problemen mit ihrer ersten Gastfamilie bei meinen Nachbarn einzog. Es war perfekt für uns!!! Am Wochenende haben wir viel mit unseren amerikanischen Freunden unternommen, sind ins Kino gegangen, haben einen echten, alten, gelben Schulbus bemalt oder sind mit den Schulclubs auf Wettkämpfe und Ausflüge gefahren. Die Sprachumstellung war kein großes Problem. Auch mit der anderen Austauschschülerin spreche ich noch heute nur Englisch :-D
Shoppen in Amerika ist der Traum eines jeden Mädchens. Vor den großen Tänzen, wie Prom und Homecoming, sind wir schon Monate vorher nach Denver gefahren, um nach dem perfekten Kleid zu suchen. Ein anderes Highlight für mich waren die Reisen, die ich zwischendurch unternommen habe. Über Neujahr fuhr ich nach San Francisco und Sacramento mit meiner Gastfamilie. Vor Ostern ging es nach Las Vegas und Los Angeles mit ca. 50 anderen Austauschschülern, die aus allen Nationen kamen. In dieser Zeit wurden alle Fastfood Restaurants getestet, die Rocky Mountains besucht und der Mount Rushmore besichtigt.
Das Wetter in Colorado ist sehr verrückt, an einem Tag scheint die Sonne und am nächsten Tag schneit es. Im Winter hatten wir ca. einen Meter Schnee und im Frühsommer, bevor ich gefahren bin, Temperaturen bis 40°C, was ab und zu Schlangen zum Vorschein brachte. Nach der Abschlussfeier - Graduation genannt - haben meine Gasteltern mich noch mit auf eine Motorradtour zum Grand Canyon genommen, was auch eine ganz neue Erfahrung für mich war. An Tagen wie Thanksgiving, Halloween und Geburtstagen sind wir oft nach Nebraska gefahren, weil dort zwei meiner drei Gastschwestern wohnen. Momente, wie mein Geburtstag, an dem ich eine riesige Eistorte mit meinem Namen bekam, oder Halloween, wo wir mit 20 Leuten auf dem Wohnzimmerboden saßen und Kürbisse ausgeschnitzt haben, werde ich nie vergessen. Ich habe viele Freundschaften geschlossen, das typische amerikanische Leben kennengelernt, ein zweites Zuhause gefunden, meine Englischkenntnisse sehr verbessert und vor allem das beste Jahr meines Lebens gehabt.
Das lange Warten auf eine Gastfamilie hat sich auf jeden Fall gelohnt und das Vorbereitungsseminar hat mir sehr gut geholfen den anfänglichen Kulturschock schnell zu überwinden. Heimweh gehört natürlich auch dazu, kam bei mir aber eher selten vor. Nicht einmal an Weihnachten hatte ich Heimweh, da ich durch das Internet immer auf dem Laufenden gehalten wurde. Insgesamt kann ich jedem nur empfehlen, an einem Schüleraustausch teilzunehmen und hätte ich die Möglichkeit, würde ich schon morgen in den Flieger steigen und mich noch einmal auf ein so großes, tolles Abenteuer einlassen.