Passenderweise kamen mein Vater und ich am 6. März gerade vom Englisch Fremdsprachenwettbewerb aus Innsbruck zurück, als wir einen Brief von into im Postkasten entdeckten. Die nächste Rechnung erwartend, öffnete mein Vater den Brief und sagte nur:„Indiana“. Gleich verstand ich, dass das der Bundesstaat ist, wo ich mein Austauschjahr – my best year ever – verbringen werde... Wer an Indiana denkt, dem kommen wahrscheinlich erst einmal Maisfelder und farms in den Sinn. Und auch ich hatte anfangs diese Vorstellung. Weil meine Gastfamilie keine Fotos mit ihrer Bewerbung mitschickte, hatte ich sogar Angst, dass sie Amish people wären, die keinen Fotoapparat hatten. Doch ich lag komplett daneben: Portage ist eine Vorstadt von Chicago und es gibt dort alles, was man sich vorstellen kann: shopping malls, einen großen Strand am Lake Michigan und eine Zugverbindungen nach downtown Chicago. Doch bevor ich nach Indiana einreisen durfte, lagen noch zwei andere Highlights vor mir: das PDS in Wien und das Orientation Camp in New York. Beide trips waren ein wirkliches Erlebnis und das Programm war aufregend und auch sehr lehrreich, doch ganz ehrlich: ich glaube, into hätte mit uns auch nur auf einen verlassenen Spielplatz fahren können – mit so tollen Leuten kann man sich immer und überall eine tolle Zeit machen! Auf dem PDS sowie auf dem OC lernte ich die interessantesten Leute kennen, die mir alle sehr ähnlich waren und meine Ängste und Freuden genau verstanden. Mit vielen bin ich immer noch regelmäßig in Kontakt und eine Freundin, die ich am PDS kennenlernte, besuchte mich dann sogar in Chicago! Endlich in Portage angekommen, sah ich schnell, dass ich viele Möglichkeiten hatte mein ATJ zu verbringen. Mit 3000 Schülern war Portage High School ein einziges Paradies für jemanden, der gern neue Sachen ausprobiert und sich für alles interessiert. Gleich tanzte ich fürs Tanzteam vor, mit welchem ich für Wettkämpfe durch ganz Amerika reiste. Im Feber war die Tanzsaison vorbei und ich bekam eine große Rolle in unserem High School Musical „Little Shop of Horrors“. Ende April begannen die Vorbereitungen für den Junior Miss Pageant. Man kann dies durchaus mit unserem „Miss Austria“ Schönheitswettbewerb vergleichen, nur, dass in Amerika mehr Wert auf gute Noten und Talent gelegt wurde: ich musste singen, tanzen, eine Rede halten, einige Abendroben auf dem Laufsteg präsentieren, eine Gymnastikkombination vortanzen und ganz spontan auf Fragen der Jury antworten. Im Tanzteam, dem Musical Cast und den Junior Miss Mädels fand ich wirkliche Freunde fürs Leben - wir schreiben uns immer noch regelmäßig und besuchen uns so oft es geht! Neben den außerschulischen Aktivitäten musste ich am Vormittag bis 3 Uhr aber auch in die Schule … naja, was heißt „müssen“ - bei diesen Fächern geht man ja wirklich gerne hin! Ich beschloss mein Austauschjahr zu genießen und dann in Österreich alles diszipliniert nachzulernen. Deswegen wählte ich neben Englisch und Amerikanischer Geschichte (das waren die Pflichtfächer) sogenannte „fun classes“ wie Golf, Lifeguarding (Bademeister Ausbildung), Theater, Klavier, klassischer Gesang und Medizin (wo wir sogar eine Leiche sezieren durften) . Abschließend ist noch meine Gastfamilie (Mom, Dad, zwei kleine Gastgeschwister) zu erwähnen. Auch in einem Austauschjahr gibt es Hochs und Tiefs und ich wurde zu Hause immer gut aufgenommen. Die Feiertage waren ein ganz besonderes Erlebnis und zusammen mit der ganzen Großfamilie konnte ich sogar an Weihnachten und meinem Geburtstag das Heimweh ganz vergessen. Alle (inkl. Oma, Opa, Cousienen, Tanten, Onkel) gaben mir wirklich das Gefühl dazu zu gehören und sie erklärten mir geduldig was denn der Sinn von Halloween und Thanksgiving sei und wie man die Traditionen praktiziert. Als ich im Juli dieses Jahres für 3 Wochen zurück nach Indiana kam, ist mir aufgefallen wie sehr Portage zu meinem zu Hause geworden ist. Obwohl ich zwei Jahre nicht mehr dort war, redeten mich Leute im Supermarkt oder auf der Straße an „wie es mir denn so geht“ und „was ich immer so mache“. Weil meine Gastmutter jedem erzählte, dass ich wieder kommen würde, läutete auch das Telefon ununterbrochen und Leute wollten mich besuchen, was unternehmen oder mich einfach mal wieder sehen. Als ich wieder abreisen musste, flossen viele Tränen - genau so wie vor zwei Jahren! Es war so toll alle wieder zu sehen und es war einfach ein großartiges Gefühl wieder „daheim“ zu sein...