Als der Flieger nach New York zum Vorbereitungscamp startet, habe ich zum ersten Mal leichte Bedenken. Ich wollte schon immer einmal nach Amerika, ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, und einmal eine typische High School besuchen. Aber hab ich mir da nicht zu viel vorgenommen? Stellt man sich nicht doch alles immer nur so toll vor und wird dann enttäuscht? Doch nachdem wir endlich gelandet sind und ich kurz nach unserer Ankunft schon am Times Square stehe und Fotos mache, ist alle Angst verflogen. New York ist einfach unglaublich schön und wie ich finde der beste Start ins neue Leben in den USA. Meine Gastfamilie lebt in Durand, Wisconsin, eine winzige Stadt mit knapp 2000 Einwohnern. Sie empfangen mich nett und während der letzten Woche Sommerferien lebe ich mich gut ein. Wir wandern zusammen, gehen auf Musik Abende im Park, shoppen in der Mall und fahren mit dem Boot über den Mississippi. Es gibt einfach so viel zu entdecken und alles ist so neu, dass man an Heimweh gar nicht denken kann. Zusammen mit meiner jüngeren Gastschwester wähle ich dann in der High School meine Fächer. Es gibt eine riesige Auswahl an Fächern, von Kochen über Nähen und Töpfern bis hin zu Band. Der Schultag fängt bei mir immer mit der Fahrt im typisch gelben Schulbus an. Am Anfang habe ich noch ein paar Probleme, die Klassenzimmer zu finden und meinen Locker aufzukriegen, aber die Lehrer und Schüler sind super hilfsbereit und nett. Natürlich fällt man auf einer kleinen Schule schnell auf, wenn man neu ist und man wird mit Fragen überhäuft, wie z.B.: "Wie ist es da wo du herkommst, geht man da auch in die Schule?" oder "Bist du mit dem Bus aus Deutschland gekommen?". Das kann einen schon erstaunen, aber ich nehme es einfach mit Humor und beantworte die Fragen so gut es geht. In den ersten Stunden muss ich mich enorm konzentrieren um die Lehrer zu verstehen, aber nachdem man sich besser an die Sprache gewöhnt hat, wird schnell klar, dass der Unterricht im Vergleich zu Deutschland doch sehr einfach ist. In Englisch müssen wir in kleinen Gruppen Referate halten, dabei knüpfe ich schnell Kontakte und finde neue Freunde. Auch in der Theatergruppe melde ich mich an. Auf meiner High School gibt es sämtliche außerschulische Clubs und Teams. Ich bin neben Theater auch noch in Band, im Year Book, im Winter im Basketball- und im Sommer im Softballteam. Homecoming ist eine tolle Erfahrung, eine Freundin überredet mich dazu, im Powder Puff Footballteam für Mädchen mitzuspielen, was total lustig ist, zumal ich keine Ahnung von Football habe. In der Halbzeit des richtigen Homecoming Games trete ich dann mit der Marching Band auf. An Halloween fahre ich mit meiner Gastfamilie nach Minnesota in einen Freizeitpark. Kurz darauf machen meine Gastmutter, Gastschwester und ich einen Kurzurlaub in Denver, Colorado. Garden of the Gods in den Rocky Mountains und Goldminen! Genau an meinem Geburtstag habe ich mit der Theatergruppe eine Musical Aufführung. Aber trotzdem ist es ein unvergesslicher Geburtstag, das ganze Publikum singt für mich "Happy Birthday" und meine Gastmutter überrascht mich mit einem Kuchen. Die Zeit vergeht einfach unglaublich schnell, Weihnachten, Snowboarden, Sylvester, Basketballtuniere und schon sitze ich im Flugzeug nach San Francisco. Diesen Trip mache ich mit der Partnerorganisation. Zusammen mit anderen Austauschschülern aus der ganzen Welt verbringe ich eine einmalige Woche in San Francisco und Los Angeles. Und dann ist auch schon Prom, wir machen Fotos im Park und danach wird in der Turnhalle der High School gefeiert. In der letzten Schulwoche vor den Sommerferien fahre ich mit der Band nach Chicago. Nach unserem Auftritt im Lincoln Park Zoo schauen wir uns die Stadt an. Die letzten Schultage vergehen wie im Flug und der Abschied von allem fällt mir schwer. Doch ich nehme mir fest vor wieder hierher zurückzukommen. Dieses Jahr war für mich eine großartige Erfahrung und ich werde es nie vergessen.