„Hey guys, how are y’all doing?“ Typischer Montagmorgen, erste Stunde in einer amerikanischen High School. 18 Schüler sitzen im Klassenraum und warten, mehr oder weniger, gespannt auf den Start des US-History Unterrichts. Als der Lehrer anfängt über die Industrialisierung Amerikas zu reden, verfällt die Hälfte der Klasse wieder in ihren normalen Schlafzustand zurück. Deutschland und Amerika sind eben doch nicht so unterschiedlich und genau an solche Momente erinnere ich mich auch heute, lange nach meiner Rückkehr nach Deutschland, immer wieder gerne zurück…
Aber hallo erst mal, mein Name ist Paulina, ich bin 16 Jahre alt und besuche inzwischen die 11. Klasse des Gymnasium Martinums in Emsdetten. Doch das erste Halbjahr der 10. Klasse habe ich im Rahmen eines Austauschprogrammes mit into in den USA verbracht. Genauer gesagt in Fort Valley, Georgia. Nachdem sich meine Gastfamilie schon vor meiner Ankunft einmal gewechselt hatte, lebte ich nach meiner Ankunft (und einer wunderbaren Zeit in New York!) nun in einem alten Farmhaus zwischen Feldern und Wiesen (okay, nennen wir es mitten in der Pampa). Meine Familie bestand aus Gastmutter Jen, Gastvater Casey und meinen Gastgeschwistern Rachel (15), Natalie (14), Ian (10) und Isaiah (9). Außerdem vier Hunde und ein Schwein. Alle waren sehr nett und vor allem mein Gastvater war extrem lustig!
Ich besuchte die Crawford County High School, wo ich mich auf Anhieb sehr gut zurecht fand (okay, die Schule hatte 400 Schüler und war in etwa so groß wie der Biotrakt an meiner deutschen Schule ;-) ). Neben normalen Fächern wie Mathe, war der Rest eher agrarökonomisch. Ich persönlich habe US-History, PE, Mathe, Business, Englisch, Spanisch und Food, Nutrition & Wellness gewählt. Schule war für mich sowas ähnliches wie Erholungscamp mit früh aufstehen. Ich hab nicht viel gelernt und trotzdem nur A’s und B’s geschrieben. Aufgrund der Größe meiner Schule und der Tatsache, dass ich der erste Austauschschüler seit Jahren war, hab ich sofort einen ‚celebrity-status‘ erhalten. Es war schon etwas komisch durch den Gang zu laufen und Leute, mit denen man noch nie geredet hat grüßen einen mit „Hey German, what‘s up?“.
Leider bot meine Schule nicht viele außerschulische Aktivitäten an, aber ich bin eine Saison Cross Country für das Schulteam gelaufen und spielte dann Basketball im Kirchenteam. Meine Freizeit verbrachte ich meistens mit meiner Familie, Freunden und vor allem in der Kirche! In den ersten Tagen war ich regelrecht geschockt über das tägliche Tischgebet, die Tatsache dass im Auto nur christliche Musik gehört wurde und die Kirchenbesuche am Mittwoch und Sonntag. Aber nach spätestens 3 Monaten war ich echt glücklich über die Kirche. Ich habe so viele tolle Freunde kennengelernt und Mittwochsgottesdienste waren sowas wie das Highlight meiner Woche.
Einzigartig blieb für mich jedoch immer die Tatsache, dass meine Familie keinen Fernseher hatte und wir zum Baseball und Football gucken jedes Mal zu meiner Hostgrandma gefahren sind, die manchmal nicht funktionierende Toilettenspülung und die unglaubliche Intelligenz mancher Amerikaner! Sprüche wie "Du kommst aus Deutschland? Sag mal was auf Spanisch!“ oder "Deutschland? Gibt es dort nicht Kannibalen?" waren keine Seltenheit. Jedoch gewöhnte man sich schnell daran Deutschland, die Kultur und vor allem deutsche Schimpfwörter zu erklären. Trotz des zum Teil extremen Südstaaten-Akzent und einem hohen Anteil an Ebonics (Akzent, den Afroamerikaner sprechen) war es absolut kein Problem sich zu verständigen. Spätestens nach einem Monat war ich total in der englischen Sprache drin. Ich habe in der gesamten Zeit auch viele neue Wörter gelernt und spreche nun absolut fließend ohne nachdenken zu müssen.
Alles in allem, war ich superglücklich in diesen 6 Monaten! Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens ins Ausland zu gehen. Das Englisch verbessert sich wie im Flug, die neue Kultur war super spannend und die neuen Freunde und Erfahrungen machten meinen Aufenthalt absolut UNVERGESSLICH. Kurz gesagt: ICH LEBTE MEINEN AMERICAN DREAM