Ich hatte mich ganz plötzlich dafür entschieden ins Ausland zu gehen, ich wusste etwas muss sich ändern, ich wollte raus aus dem Gewohnten und auf eigenen Füßen stehen. Ich bewarb mich bei into und alles lief wie am Schnürchen. Das Vorbereitungsseminar steigerte meine Aufregung noch mehr, doch dann wurde ich auf eine harte Probe gestellt. Jeden Tag überprüfte ich meine E-Mails, den Briefkasten und war die Erste am Telefon. Doch als das letzte Camp vorüber war, hatte mich immer noch niemand ausgewählt. Diese Zeit war eine der schlimmsten meines Lebens. Ich verlor die Hoffnung und als mein Traum endgültig zerplatzt schien, bekam ich den ersehnten Anruf. Zwei Tage später flog ich los in das verspätete, verkürzte New York Camp. Wir waren ca. 20 Schüler, 19 Deutsche und ein Schweizer. Mit Celina aus dem Camp bin ich übrigens bis heute noch befreundet. Dann ging es endlich auf nach Oregon. Ich kann mich genau erinnern, wie sie dort standen, meine Gasteltern und meine norwegische Gastschwester. Zwei Stunden fuhren wir und dann zeigten sie mir mein neues Zuhause. In der ersten Nacht weinte ich bitterlich. Ich war so erschöpft und wollte nur noch in mein richtiges Bett, zu meiner leiblichen Familie. Ich fragte mich wie ich jemals auf so eine verrückte Idee kommen konnte. Ich weiß noch, dass ich einen Plan schmieden wollte, wie ich ganz schnell wieder nach Hause kommen würde. Zum Glück wurde mir nicht viel Zeit gelassen, denn ein paar Tage später war schon mein erster Schultag. Ich war froh Matti (meine Gastschwester) bei mir zu haben, sonst wäre ich auf meiner High School die ersten Tage verloren gewesen unter den 1000 Schülern. Ich wählte meine Fächer und Matti und ich gingen beide nach der Schule zum Fußballtraining. Das erste Halbjahr auf der High School war ziemlich hart. Mein Englisch war miserabel, was es schwerer machte Freunde zu finden, ich war schüchtern und Matti und ich nervten uns an und verstanden uns nicht besonders gut, doch alles änderte sich an Weihnachten. Nachdem Matti einen Streit mit meiner Gastmutter hatte, tröstete ich sie. Es kam immer öfter vor, dass wir zusammen auf dem Zimmer saßen und quatschten. Und ich weiß, dass uns gesagt wurde, wir sollen unsere Zeit nicht mit den anderen Austauschschülern verbringen, doch wir waren 10 Schüler an meiner Schule und sie waren alle so nett, das es unmöglich war sich nicht mit ihnen anzufreunden. Dank meines Area Reps gingen wir auch oft zusammen auf Trips oder Treffen bei denen ich noch mehr Austauschschüler aus der ganzen Welt kennen lernte. Im zweiten Semester änderte ich viele meiner Kurse und fing in der Spring season mit Tennis an. Ich habe versucht alles mitzumachen, was sich so anbot. Endlich fand ich auch gute Freunde unter den Amerikanern. Ich hatte mich am Anfang einfach an die falschen Leute gewand, weshalb ich im Januar auch fast nach Hause geflogen wäre. Das zweite Semester war sowie so viel besser und lustiger, als das erste. Man hat das größte Heimweh hinter sich, weiß welche Leute zu einem stehen und es passieren so viele Sachen (Prom, Graduation, Festivals...) die man einfach nicht verpassen darf. Ich habe aus meinem Jahr so viel mitgenommen. Freunde fürs Leben, die immer ein Ohr für mich haben, eine Familie in Amerika und eine Schwester in Norwegen, die mich schon Ostern besuchen kommt. Und auch wenn ich mich mit meinen Gasteltern nicht immer gut verstanden, bereue ich es nicht, dass ich die Familie nicht gewechselt habe. Denn an den guten wie an den schlechten Dingen bin ich Stück für Stück gewachsen. Ich bin „erwachsen“ geworden; So richtig wird man das ja nie, sagen wir, ich bin Selbstständiger und vor allem viel selbstsicherer geworden. Außerdem wird man so viel offener und toleranter, die Art wie die Amerikaner mit Fremden umgehen ist so herzlich. Solange man selber ohne Vorurteile auf die Menschen zugeht und die Zähne manchmal ein bisschen zusammen beißt, wird das Jahr das Beste deines bisherigen Lebens.