Ziemlich genau vor einem Jahr begann mein Austauschjahr. Zuerst bin ich nach NewYork geflogen. Dort hatte ich ein Vorbereitungsseminar mit ungefähr hundertanderen Jugendlichen. Wir haben uns New York mit all seinen berühmtenHochhäusern, der Freiheitsstatue und dem Time Square angeschaut und gleichzeitigviele Tipps bekommen wie wir uns in Amerika zu benehmen hätten. So gewöhntenwir uns langsam daran Englisch zu sprechen, da die Austauschschüler aus aller Welt kamen.
Vier Tage später teilten wir uns dann auf und reisten alle ohne Begleitung zu unserenGastfamilien in verschiedenen Orten der USA. Ich flog nach Siloam Springs,Arkansas, das an der Grenze zu Oklahoma liegt. Dort begegnete ich zum ersten Malmeiner Gastfamilie, John und Joy Gay und ihrer 12-jährigen Tochter Rebekah, als siemich am 14. August 2010 vom Flughafen abholten. Sie machten von Anfang aneinen netten Eindruck und ich mochte sie sofort.
Wenige Tage später musste ich mich an der Schule einschreiben und meinenStundenplan für das kommende Jahr zusammenstellen. Es gab eine riesige Auswahlan Klassen, die von akademischen Fächern wie Mathematik, Chemie und Biologieüber verschiedene Sprachen, verschiedene Sportarten wie sogar Reiten bis zukünstlerischen oder handwerklichen Fächern wie Zeichnen, Theater, Chor oderSchweissen reichte. Man musste sich jedoch ziemlich einschränken, da man nur vierKlassen pro Semester wählen konnte. Diese hatte man dann jeden Tag füreineinhalb Stunden. Ich entschied mich im ersten Semester für Yearbook, Algebra 2,PE (Physical Education)/ Health und Familiy and Comsumer Sciences. Für daszweite Semester wählte ich English 1,US History, French 4 und Art 2. In Yearbookmachten wir Fotos von Schulanlässen und Interviews der Schüler und stellten diesemit Hilfe des Computers zu einem kreativen Buch zusammen, welches am Ende desSchuljahres von allen Schülern gekauft werden konnte. PE, also Sport und Healthhatte ich jeweils nur ein Quartal. In Sport gingen wir zweimal die Woche bowlen,einmal gewichtheben und sonst liefen wir um das Schulhaus, spielten Ballspiele odergingen ins Schwimmbad. In Health lernten wir uns gesund zu verhalten und ersteHilfe zu leisten. Ausserdem mussten wir einmal eine Puppe nach Hause nehmen, diewir Füttern und der wir die Windeln wechseln mussten wenn sie weinte, was auchmitten in der Nacht der Fall war. In Family and Consumer Sciences lernten wirWichtiges über verschiedene Bereiche im Haushalt wie zum Beispiel überErnährung, Kochen, Nähen, Kinderaufziehen und Stress abbauen. ImEnglischunterricht lernten wir Grammatik, schrieben Aufsätze, lasen viele Bücher undhatten jede Woche einen Test über englische Wörter, die auch für die Amerikanerschwierig waren. Mein Lieblingsfach in diesem Jahr war Art. In diesem Fachzeichneten und tonten wir viele tolle Sachen.
Ich mochte die Schule. Es war interessant, die Schüler und Lehrer waren alle sehrnett und da das Niveau etwas tiefer war als in der Kantonsschule, blieb mir genugFreizeit um Tennis spielen zu lernen, mich mit Freunden zu treffen und Geige spielenzu können. Ausserdem gab es auch viele Aktivitäten die von der Schule organisiertwurden. So gab es viele verschiedene Sportarten, Fieldtrips mit einzelnen Klassen,sowie verschiedene Feste wie der Prom, der Abschlussball zu dem ich ging. FürFootball und Basketball fand je ein Homecoming statt. Die Schüler freuten sichjeweils lange darauf, denn es war nicht nur das erste Heimspiel, sondern die ganzeWoche war speziell. Montag bis Donnerstag gab es jeden Tag ein Motto, wie zumBeispiel Superhero Day, nach dem man sich verkleiden konnte. Ausserdem gab eswährend dem Mittagessen eine Auktion bei der man die Spieler sowie dieHomecoming Queen und Homecoming Maids kaufen konnte. Diese mussten dannam Freitag anziehen was die Käufer ihnen gaben. So sahen einige am Freitagziemlich witzig aus. Es gab viele verschiedene Kostüme. Einige waren als berühmteSänger oder auch Figuren verkleidet, es gab aber zum Beispiel auch Jungs die sichals Mädchen verkleiden mussten. Später war eine Pep Rally und eine Parade bei derman die Spieler und die Homecoming Garde in ihren schönen Kleidern zu sehenbekam. Am Abend war dann endlich das grosse Spiel. Während dem Footballspielgab es viele kurze Pausen in der die Cheerleader tanzten und während der grossenPause spielte die School Band und die Farbengarde schwang Fahnen. Unsere Bandwar riesig, sie hatte etwa 800 Mitglieder. So war das ganze Footballfeld vollerSchüler. Im Winter wurden sie sogar von Chicago eingeladen um an einer Parade zuspielen, die im Fernsehen zu sehen war.
Da ich in Arkansas platziert wurde, also in der Mitte des sogenannten Bibelgürtels,war die Kirche für alle sehr wichtig. Auch für meine Gastfamilie die der FirstAssembly of God angehörte, welche bei uns als Pfingstmission bekannt ist. Sogingen wir jeden Sonntag, manchmal sogar morgens und abends, zur Kirche undMittwochs in die Youth Group. Dies war jedoch ganz anders als in der Schweiz. Esgefiel mir sehr. Die Kirche war der Ort an dem viele ihre Freunde hatten und manLeute traf. Ausserdem waren viele Junge dort, die Kirche war lebendiger, der Pfarrermachte Witze während der Predigt und die Musik mit Band (E-Gitarre, Schlagzeug,Keyboard und Chor) war sehr schön und modern. Die Lieder konnte man manchmalauch im Radio hören und während dem Gottesdienst waren die Liedtexte an dieWand projektiert, so dass man mitsingen konnte.
Ich erlebte so viel Neues und war immer unterwegs. Ich ging mit meiner Gastfamiliebei einem See in der Nähe campen, im Winter nach Wisconsin Schifahren und imFrühling nach Florida zu meiner Gasttante. Ausserdem ging ich mit anderenAustauschschülern aus meiner Organisation nach Little Rock (die Hauptstadt vonArkansas) und Branson (Missouri).
Dieses Jahr hat mir sehr viel Spass gemacht. Ich habe viele neue Orte gesehen,sehr viele verschiedene Freunde von überall auf der Welt gefunden und so vieleErinnerungen wie in keinem Jahr zuvor gesammelt. Ich habe es wirklich sehrgenossen und es wurde auch schnell zum normalen Alltag, und viel wichtiger, zu meinem Zuhause. Obwohl ich so viel erlebt hatte, schien es als wäre ich gerade erstnach Arkansas gegangen als der Austausch auch schon fast wieder zu Ende war. Eswar traurig Abschied zu nehmen, doch da meine Familie mich abholte und wiranschliessend zusammen Ferien in den USA machten, war es einfacher zu gehen.
Es war eines meiner tollsten Jahre bis jetzt und ich habe viele Eindrücke, und nochmehr Erfahrungen gewonnen, die ich wohl nie mehr vergessen werde. Ich freue michschon meine Gastfamilie und Freunde bald wieder besuchen oder sie bei unsbegrüssen zu können.