Ziemlich kurzfristig entschloss ich mich im Februar 2008 dazu, einen Auslandsaufenthalt in Amerika zu machen. Ich wollte eine andere Kultur kennen lernen, neue Erfahrungen sammeln und war gespannt, was mich wohl erwarten würde. Im Mai bekam ich bereits den heiß ersehnten Brief mit den Informationen über meine Gastfamilie und erfuhr, dass es nach Hayden, Alabama gehen sollte. Bei einem älteren Ehepaar sollte ich im nächsten Jahr wohnen und nachdem der erste Kontakt hergestellt war, war ich mir gleich sicher, dass ich mich mit meinen Gasteltern gut verstehen würde und konnte es kaum noch erwarten, endlich die große Reise anzutreten.
Gemeinsam mit einigen anderen Austauschschülern ging es dann erstmal zum Orientation Camp nach New York und eine aufregende Zeit sollte beginnen. Das Programm hielt uns alle ganzschön auf Trab und neben der Besichtigung des Rockefeller Centers, Ground Zeros und der Freiheitsstatue, hatten wir noch Gelegenheit, den Einkaufsmöglichkeiten New Yorks zu verfallen und so manch einer hatte schließlich Probleme, seine Koffer wieder zuzubekommen, als die Abreise zur Gastfamilie nahte.
Ich war gespannt, meine neue Familie kennen zu lernen und fühlte mich gleich herzlich willkommen, als ich am Flughafen von meinen Gasteltern in Empfang genommen wurde. Dann fuhren wir zu meinem neuen Zuhause nach Hayden, was ziemlich ländlich gelegen ist und insgesamt nur 470 Einwohner hat. Die Schule war mit tausend Schülern jedoch trotzdem ganz ansehnlich und alle wichtigen Sportarten waren vertreten. Gerade hatte die Football-Saison begonnen und das war für mich besonders aufregend. Bei den Spielen war die gesamte Schule anwesend und auch Pep-Rallies, Homecoming und Spirit Days waren für mich eine neue Erfahrung. Auch dem Unterricht konnte ich gut folgen und ich kam leicht mit den Amerikanern ins Gespräch und fand schnell Anschluss.
Einen besonderen Teil meines Austauschjahres hat auch die Kirche dargestellt, da meine Gastfamilie sehr religiös war und auch die Jugendlichen aus der Schule in den Gemeinden sehr engagiert waren. So ging ich dreimal die Woche in den Gottesdienst und war ein neues Mitglied der Jugendgruppe, die viele Unternehmungen durchführte und bei der ich auch meinen engeren Freundeskreis kennen lernte. Die Gottesdienste waren nicht vergleichbar mit denen hier in Deutschland und auch wenn ich es mir vorher nicht hätte vorstellen können, habe ich sie sehr genossen und mit der Gemeinde viel Spaß gehabt.
Im zweiten Halbjahr konnte ich außerdem beim Leichtathletik-Team der Schule mitmachen und den amerikanischen School Spirit hautnah erleben. Jeden Tag wurde mehr oder weniger hart trainiert und auch an den Wettkämpfen durfte ich teilnehmen. Ich war Teil des Teams und habe diese Zeit als besonders schön empfunden. Viel zu schnell neigte sich das Jahr dann auch schon dem Ende zu und nach dem spektakulären Abschlussball, der „Graduation“ meiner Freunde des 12er Jahrgangs und einer wunderschönen Woche mit meiner Gastfamilie und Freunden in Florida, stand ich dann auch schon wieder am Flughafen und musste mich verabschieden. Der Abschied fiel schwer und ich wusste, ich würde meine Freunde und das gesamte Jahr sehr vermissen, doch inzwischen weiß ich auch, dass enge Freundschaften trotzdem noch erhalten bleiben, dass Erinnerungen einen immer wieder glücklich machen und, dass es ein schönes Gefühl ist, ein zweites Zuhause am anderen Ende der Welt zu haben.