Nachdem alle Koffer gepackt waren, hieß es am 7. August 2012 früh aufstehen um meinen Flieger in Hamburg noch rechtzeitig zu erwischen. Nach der langen Vorbereitungsphase war ich nun mehr als froh, dass es endlich losgehen konnte. Als meine Freundinnen und ich die neun Stunden Flug erfolgreich überstanden hatten und mit Jetlag in New York landeten, konnten wir es noch immer kaum glauben, dass wir mit unseren Füßen auf amerikanischem Boden standen. Für Müdigkeit blieb jedoch keine Zeit, da wir von unseren fünf Tagen im Big Apple jede Minuten nutzen wollten. Nach fünf Tagen Spaß, Sightseeing, gutem Essen, shoppen und New York City Life, hieß es dann Abschied nehmen und mit Aufregung im Bauch ins Flugzeug steigen, um die vorerst letzte Etappe der Reise anzutreten. Für mich ging es von New York aus weiter nach Virginia, wo mich meine Gastmutter und meine Gastschwester mit Blumen und Umarmungen in Empfang nahmen. Zuhause angekommen wurde ich dann noch von meinem Gastvater, meinem Gastbruder und zwei Hunden begrüßt. Ich fühlte mich sofort ins Herz geschlossen und wohl in der Familie. Mit meiner Gastschwester, Michelle, verstand ich mich auf Anhieb super. Da sie an einer Muskelkrankheit leidet, ist sie leider auf einen Rollstuhl angewiesen, was uns jedoch nicht davon abhielt, jedes Wochenende etwas zu unternehmen. Wir veranstalteten Sleepovers, gingen shoppen oder auf football games, kochten oder lagen einfach den ganzen Tag im Bett und schauten DVD's. Meine Schule hieß Montichello High School und wurde von etwa 1100 Schülern besucht, welche sich die Wild Mustangs nannten. Anders als an meiner Schule in Deutschland ging hier der Unterricht erst um 09:30 Uhr los und war eher entspannt. Zwischen Lehrern und Schülern herrschte ein sehr freundschaftliches Verhältnis und ein gemeinsamer School-Spirit war deutlich zu spüren. Oft wurden Mottowochen, Wettbewerbe, Sportfeste oder Musicals veranstaltet, und jedes Jahr am 14. Februar fand das sogenannte Love Fest statt. Hierbei wurde die Schule rosa-rot verkleidet, man konnte Blumen, Candy und Kuscheltiere verschicken und von unserem Koch bekamen wir eine metergroße Herztorte. Unser Alltag war eher entspannt und wurde zum Großteil in der Schule verbracht, da es erst um 16:00 Uhr zum Unterrichtsschluss klingelte. Nach der Schule gingen wir in die Stadt, ins Fitnessstudio, oder verabredeten uns mit Freunden um Hausaufgaben zu machen. In den Ferien unternahmen wir kleinere Ausflüge oder auch größere Reisen, zum Beispiel fuhren wir nach Toronto, mit einem Zwischenstopp bei den Niagarafällen oder nach Florida, wo wir mit Delphinen schwammen. Auch die Hauptstadt Washington DC besuchten wir, oder wir packten Decken und heißen Kakao ins Auto und fuhren auf einen von Virginias Blue Ridge Mountains um Meteoritenschauer zu bewundern. Vor Abflug kam mir ein Jahr getrennt von Freunden und Familie wie eine unendlich lange Zeit vor, aber kaum ist man angekommen muss man auch schon wieder nach Hause fahren. Die Zeit verflog und ich kann kaum glauben, dass ich schon wieder zurück in Deutschland bin. Ich hätte mir keine bessere Gastfamilie wünschen können und auch heute vergeht kein Tag an dem ich keinen Kontakt zu meiner Gastschwester habe. Insgesamt war die Entscheidung ein Austauschjahr in Amerika zu machen die Beste die ich je getroffen habe. Man sammelt Erfahrungen, an denen man wächst und die einem keiner mehr nehmen kann, man gewinnt eine zweite Familie dazu und man hat etwas woran man sich gerne zurück erinnert.